„Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden“ lautet das Motto und der Titelsong des diesjährigen Weltjugendtags. Die deutsche Version der Weltjugendtagshymne singt die Düsseldorfer Band LIVEWORSHIP. Sie hat das polnische Lied ins Deutsche übersetzt. EWTN – Katholisches Fernsehen hat mit dem Sänger der Band Dario Große über die Arbeit an dem Song, ihre Musik und das Thema Barmherzigkeit gesprochen.
Ihr habt von zahlreichen Bands die Ausschreibung der AFJ (Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz) gewonnen und konntet die deutsche Hymne interpretieren. Konntet ihr euch während der Aufnahme des Songs mit dem Inhalt identifizieren?
Dario: Um ehrlich zu sein, war das anfangs eine große Herausforderung! Das Thema „Selig die Barmherzigen“ ist sehr vielschichtig. Aufgrund der inhaltlichen sowie musikalischen Gestaltung der offiziellen Hymne haben wir eine gewisse Zeit gebraucht, um einen Zugang zu finden. Der entscheidende Moment war der, als ich mir die Gitarre genommen und den Song für mich ganz persönlich gesungen habe. In diesem Moment habe ich verstanden, dass ich dazu berufen bin, mein Leben so zu führen, dass ich anderen Menschen in Liebe, Güte und Mitgefühl begegnen möchte.
Was bedeutet für dich Barmherzigkeit?
Dario: Jesus Christus selbst hat sein Leben für mich aufgegeben und zeigte damit die größte „Barmherzigkeit“, die jemand überhaupt geben kann. In diesem Lebensstil liegt so viel Freude und Segen, weil sich nicht mehr alles um mich dreht. Damit bekam „Barmherzigkeit“ für meinen Alltag eine neue Dimension. Wir haben dann versucht bei der Aufnahme diese persönliche Ebene spürbar und hörbar zu machen.
Hat euch die musikalische Arbeit an dem Lied Gott näher gebracht?
Dario: Definitiv! Das Leben mit Gott ist eine Reise. Und immer wieder fallen einem Dinge auf, mit denen man sich noch nicht beschäftigt hat und die man nicht kennt. Man geht der Sache dann auf den Grund und lernt dabei mehr über Gott, den Glauben und erfährt neue Hinweise darauf, wie man diesen Glauben stärker leben und erleben kann.
Welche Ziele verfolgt ihr mit eurer Musik?
Dario: Wir glauben, dass Gott unmittelbar spürbar und erlebbar ist. Aber alles in unserem Leben braucht einen Raum. Unsere Musik soll Räume schaffen, wo Menschen Gott als ihren liebenden Schöpfer und Vater begegnen können. In dieser persönlichen Begegnung wächst dann Mut und Kraft – in dieser Welt als Christ zu leben und einen Unterschied zu machen.
Welchen Stellenwert hat christliche Musik in der heutigen Gesellschaft?
Dario: Gemessen an der Präsenz in Radio, Fernsehen oder anderen Medien finde ich, dass christliche Musik nur sehr begrenzt Raum in unserer Gesellschaft einnimmt. Andererseits ist Musik auch eine sehr persönliche Sache und es ist nur schwer messbar, welche Rolle die Musik für die allein in Düsseldorf tausenden Gottesdienstbesuchern an jedem Wochenende spielt. Ausbaufähig ist die Bedeutung der christlichen Musik auf jeden Fall, aber hier liegt nicht der Kern. Grundsätzlich ist unser Traum, dass Menschen den Glauben an Jesus Christus stärker und intensiver in ihren Alltag einbeziehen. Dann wird auch die Bedeutung von christlicher Musik als einerseits glaubensstärkendes Medium, andererseits aber auch als Stimme der Unterdrückten, der Benachteiligten und Schwachen wieder zunehmen.
Wie ermutigt ihr Jugendliche den Glauben lebendig zu leben?
Dario: Es gibt ein Zitat von Mahatma Gandhi, welches Daniel-John Riedl, der Initiator und Sänger von LIVEWORSHIP in unserem Umfeld stark geprägt hat: „Be the change, that you wish to see in the world.“ – sinngemäß übersetzt „Sei du selbst die Veränderung, die du dir in dieser Welt wünschst.“ Wir ermutigen Jugendliche: Schwimmt nicht einfach mit, gebt euch nicht zufrieden mit euren Umständen. Glauben ist keine Privatsache. Gott hat eine Berufung für euer Leben und er möchte jeden Einzelnen gebrauchen, diese Welt zu einem lebenswerteren und hoffnungsvolleren Ort zu machen.
Wie können junge Leute zeigen, dass sie Christen sind?
Dario: Was ich zuvor gesagt habe, klingt sehr global, ist aber eigentlich ganz einfach: Stiftet Frieden, wo Streit ist, integriert, wo andere ausgrenzen, reicht eure Hand, wo Not ist, lebt euer Leben nicht nur für euch, sondern seid ein Segen für andere.
Hast du eine persönliche Geschichte mit Gott?
Dario: Mein Weg zu Gott war wie eine Reise. Ich bin christlich erzogen worden. Kirche war schon seit früher Kindheit ein Teil meines Lebens, doch der Glaube war für mich irgendwie leer. Mein Glaube war geprägt von Traditionen und Regeln. Später lernte ich als Jugendlicher Menschen kennen, bei denen irgendetwas anders zu sein schien. Wenn sie beteten klang das nicht nach Liturgie, sondern so, als würden sie mit einem Freund reden. Aber auch der Umgang miteinander war anders. Ich durfte sein, wie ich bin, erlebte Wertschätzung und Ermutigung. Das faszinierte mich und führte dazu, dass ich diesem Gott, der vorher so weit weg schien, immer näher kam, ihm immer mehr vertrauen konnte. Aus dem tiefen Bewusstsein heraus von Gott geliebt und angenommen zu sein, entschied ich mich letztendlich bewusst dazu mein Leben auf ihn auszurichten. Seit dem arbeite ich in unserer Kirche mit und sehe meinen Dienst im Rahmen von LIVEWORSHIP darin, ein Botschafter und Ermutiger zu sein.
Was kommt nach dem Weltjugendtag?
Dario: Für uns als LIVEWORSHIP Team war die erste Jahreshälfte sehr ereignisreich. Aus diesem Grund genießen wir jetzt die Sommerpause, um uns zu sammeln und neue Ideen zu entwickeln. Im Herbst starten wir ein neues Event in Düsseldorf, worauf sich alle schon freuen können!
Weitere Informationen und Termine stehen auf der Internetseite www.liveworship.de und auf Facebook www.facebook.com/liveworship.
Das Interview hat Natalie Junghof geführt.
Bandleader LIVEWORSHIP:
Daniel-John Riedl, Initiator und Sänger
Dario Große, Musikalische Leitung, Gitarre und Gesang
Anna Albs, Gesang
Lukas Atzert, Schlagzeug
Noah Kang, Bass
Manuel Muth, Piano und Keyboards